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Zunehmender Stromverbrauch: Wie soll dieser Strom erzeugt werden?

Zunehmender Stromverbrauch: Wie soll dieser Strom erzeugt werden? NAEB-Mitglied werden und NAEB-Rundbrief per E-Mail empfangen [2]

NAEB 2115 am 18. Juli 2021

Steigender Strombedarf und das Beenden von Kohle- und Kernkraftverstromung werfen die Frage auf, wie Strom erzeugt und eingespeist werden soll.

Nach den fast täglichen Pressemitteilungen des BDEW, dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, der Lobbyorganisation der Stadtwerke, wird der Stromverbrauch in der BRD in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen. Information und Kommunikation, die heute bereits in den Haushalten mit 28 Prozent mehr Strom verbrauchen als Kochen, Waschen und Trocknen zusammen, nehmen weiter zu. Das Heizen mit Wärmepumpen wird den Stromverbrauch von Haushalten mehr als verdoppeln. Weiteren Bedarf in der gleichen Größenordnung haben die geplanten Elektroautos.

Die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae vom Bündnis 90/Die Grünen, prognostiziert allerdings nur einen Anstieg des Stromverbrauchs bis 2030 um 15 Prozent. Das ist für die geforderte Umstellung von Heizungen und Autoantrieben viel zu wenig. Zusätzlich wird auch noch die technisch und wirtschaftlich unsinnige Erzeugung von Wasserstoff aus „grünem“ Strom angestrebt.

Windstrom kann keinen Kohlestrom ersetzen
Der benötigte Strom soll vorwiegend durch eine Verdreifachung der Windgeneratoren und der Solaranlagen gewonnen werden, um die Kohlekraftwerke zu ersetzen, die nach dem Kohleausstiegsgesetz stillgelegt werden. Zusätzlich sollen Heizkraftwerke auf Holz als Brennstoff umgestellt werden. In den Wäldern wächst zu wenig Holz nach. Es muss Raubbau betrieben werden. Nach einer Berechnung des Stromverbraucherschutzes NAEB wären nach einer Umstellung sämtlicher Heizkraftwerke auf Holz unsere Wälder in 20 Jahren vollständig vernichtet.

Strom aus Wind und Sonne ist abhängig vom Wetter. Fehlt beides bei einer Dunkelflaute, müssen plan- und regelbare Kraftwerke die gesamte Stromerzeugung übernehmen. Wind- und Solarstrom können kein einziges Kraftwerk ersetzen.

Zu den regelbaren Anlagen zählen neben den Dampf- und Gaskraftwerken die Wasserkraftwerke. Heizkraftwerke sind auch regelbar. Sie werden aber auf den Wärmebedarf eingestellt. Der anteilig anfallende Strom wird in das Netz eingespeist. So ist ihre Stromerzeugung letztlich auch wetterabhängig. Die Wasserkraftwerke in der BRD haben zusammen eine Leistung von rund 5.500 Megawatt (MW), zu wenig, um die Spitzenlast von 85.000 MW abzudecken. Die BRD benötigt eine planbare Stromerzeugung von mindestens 80.000 MW. Das sind 80 große Kohle- oder Kernkraftwerke oder etwa 200 Gaskraftwerke.

Da die Kohle- und Kernkraftwerke stillgelegt werden sollen, ist der ersatzweise Bau von Gaskraftwerken erforderlich. Es gibt Pläne und sogar ein Gesetz über die Abschalttermine der Kohlekraftwerke. Der Ersatz durch Gaskraftwerke ist dagegen noch weitgehend in der Vorplanung. Diese Zahlen ignorieren den steigenden Strombedarf, der auch mehr regelbare Kraftwerke erfordert.

Strommangel droht
Die BRD steuert mit der Energiewende zum „Klimaschutz“ auf einen akuten Strommangel zu. Gleichzeitig gibt es Überschuss bei Starkwind und Sonnenschein. Schon 2021 wird zeitweise bis zu 8.000 MW Strom vorwiegend aus Frankreich von den dortigen Kernkraftwerken importiert. Das sind 10 Prozent des Bedarfs. Das Klimarettungsprogramm der EU verlangt und fördert die Stilllegung von Kohlekraftwerken in allen Mitgliedsstaaten. Damit wird in ganz Europa die plan- und regelbare Stromerzeugung zugunsten wettergesteuertem Wind- und Solarstrom verringert, den der Stromverbraucherschutz NAEB zu Recht als Fakepower (Fake = Täuschung) bezeichnet, weil er niemals bedarfsgerecht verfügbar ist. Die Politik von BRD und EU führt so zwangsläufig zu Perioden mit Strommangel, da Regelkraftwerke fehlen werden und Importe ausbleiben können.

Andererseits findet der wachsende Stromüberschuss bei Starkwind und Sonnenschein keine Abnehmer mehr. Eine wirtschaftliche Speicherung ist bisher außer Sicht. Die Forderung, mit dem Überschussstrom „grünen“ Wasserstoff zu erzeugen und bei Bedarf in Gaskraftwerken wieder zu verstromen, ist wirtschaftlicher Unsinn.

Kosten steigen
Die Kosten der Energiewende werden verschwiegen. Fragen danach kontern die Klimaideologen mit dem Argument, es gelte, das Klima zu retten, sonst stiegen die Kosten noch viel höher. Angaben dazu fehlen oder sind äußerst vage. Dies hat der Bundesrechnungshof kürzlich auch wieder kritisiert. Bekannte Kosten sind die Subventionen von Fakepower, dem Strom aus Sonne und Wind, die als EEG-Umlage ausgewiesen werden. Zurzeit sind das rund 25 Milliarden Euro im Jahr. Dazu kommen noch weitere Umlagen zur Stützung von Fakepower, wie Regelungskosten, Entschädigung für die Abschaltung von Industrieanlagen bei hoher Stromnachfrage und so weiter, die insgesamt über fünf Milliarden im Jahr ergeben.

Laut einer BDEW-Abschätzung würden notwendige Maßnahmen in den Bereichen Ausbau der „Erneuerbaren“, Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, Ausbau der Netze und der Ladeinfrastruktur für E-Autos sowie hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen bis 2030 Investitionen in Höhe von insgesamt 320 Milliarden Euro erfordern. Zusammen mit den Fakepower-Subventionen sind das 60 Milliarden Euro im Jahr, die den Strompreis weiter erhöhen. Die BRD wird so ihre unrühmliche Spitzenposition als Weltmeister für Strompreise ausbauen.

Schluss mit der Energiewende!
Es wird höchste Zeit, dass Regierung und Politiker über eine „Wende“ zurück in die Realität nachdenken und diese Wende auch vollziehen. Sonst droht eine Zukunft mit Strommangel, steigenden Kosten, wachsender Arbeitslosigkeit und Abwanderung der Industrie. Ist das gewünscht?

Mit einem Abbruch der Energiewende sind mehr als 60 Milliarden Euro im Jahr für sinnvolle Aufgaben verfügbar. So können die durch die Corona-Krise zerrütteten Staatsfinanzen durch Beendigung dieser katastrophalen Energiepolitik in wenigen Jahren wieder stabilisiert werden.

Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel
Pressesprecher NAEB e.V. Stromverbraucherschutz
www.NAEB.info und www.NAEB.tv

[1] Bildquelle: StockKosh-factory-17
[2] https://www.naeb.info/naeb7.htm

Wegen der Begriffsverwirrungen und wegen falscher Begriffe habe ich die Videobeschreibung redaktionell bearbeitet:
Kampf um Strom – Welchen Preis zahlen wir für die Energiewende? | SWR

8. Februar 2021 | SWR Marktcheck

Klimaneutral bis 2050: Die Energiewende ist eine Jahrhundertaufgabe für die BRD. Woher wird unser Strom kommen, wenn alle konventionellen Kraftwerke vom Netz gehen? Wer kassiert und wer zahlt?

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Damit die BRD in den kommenden Jahrzehnten klimaneutral werden kann, muss praktisch der gesamte Strombedarf aus erneuerbaren Energien gedeckt sein, sei es für unsere Mobilität oder auch für die Wärme zum Heizen der Häuser. Aktuell gibt es allerdings noch einen Energiemix aus verschiedenen Quellen. Hierbei liegt der Anteil der Erneuerbaren wie beispielsweise Windkraft, Solar oder Biogas bei gerade mal bei 17% vom gesamten Energiebedarf.

ERNEUERBARE-ENERGIE-GESETZ
2000 brachte die damalige Bundesregierung ein neues Gesetz zur Förderung des Stroms aus erneuerbaren Energien auf den Weg. Tatsächlich verhalf das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG genannt, dem Biogas-, Wind- und Solarstrom zu einem enormen Aufschwung. Finanziert wurde dieser Boom durch die sogenannte EEG-Umlage, die jeder Stromkunde pro verbrauchter Kilowattstunde bezahlt.

Doch das Wachstum hatte auch eine Schattenseite. Die garantierten Preise für den eingespeisten Strom aus erneuerbaren Energien sorgten unter anderem dafür, dass die EEG-Umlage, die diese Festpreise finanzierte, ständig stieg, ein Grund für den höchsten Strompreis in Europa.

FLÄCHENDECKENDES STROMNETZ
Der Ausbau von Solar und Windkraft an Land verlangsamt sich seit Jahren. Dafür entstanden vor den Küsten gigantische Windkraft-Anlagen. Ihre Kapazität wuchs allein in den vergangenen zehn Jahren um sagenhafte 10.000 Prozent. Eine gigantische Menge an Strom, die aber auch dorthin transportiert werden muss, wo sie gebraucht wird.

Mehr als 31 Milliarden Euro wurden seit 2010 in den Netzausbau investiert. Doch der stockt gewaltig. Dabei sind die Ziele der Bundesregierung ambitioniert: In den kommenden zehn Jahren soll der Anteil von grünem Strom von heute 46% auf 65% ansteigen. Dabei spielt der Trassenausbau eine zentrale Rolle. Doch von den geplanten 7.700 Kilometern Gesamtlänge steht für den Großteil die Baugenehmigung aus. Gerade mal ein Fünftel der Trassen sind bislang fertiggestellt, nur 1.500 km.

PROTESTE BEIM NETZAUSBAU
Seit Jahren verzögern Bürgerproteste und Prozesse den größtenteils oberirdisch betriebenen Netzausbau. Sie werfen den Netzausbaubetreibern vor, die Natur beim Bau der Trassen nachhaltig zu zerstören. Dies widerspricht ihrer Meinung nach einer „nachhaltigen Energiewende“, einem doppelt sinnfreien Begriff. Schließlich gehe es hierbei um ein ganzheitliches Zusammenspiel zwischen Mensch und Umwelt. Dabei fühlen sie sich vom Bundeswirtschaftsministerium und Minister Peter Altmaier im Stich gelassen, die lediglich die zentrale Energiewende im Sinne der Stromkonzerne vorantreiben, so ihre Argumentation.

Der Konflikt zwischen Großprojekten auf der einen Seite und dem dezentralen Ausbau der Erneuerbaren auf der anderen schwelt seit Jahrzehnten. Tatsächlich ist der Streit bereits so alt wie die Energiewende selbst, denn die Abhängigkeit vom Netz soll erhalten bleiben.

Eine Lösung beim Netzausbau wäre beispielsweise das unterirdische Verlegen der Trassen – auch wenn das teurer ist als oberirdisch. Denn damit verringere sich der Widerstand in der Bevölkerung deutlich.

TRASSENBAU UND ENERGIEWENDE
In jedem Fall müsste der Ausbau der Trassen vorankommen. Derzeit werden die Windräder abgeschaltet und die Betreiber zum festgelegten Mindestpreis entschädigt. Diese Ausgleichzahlungen gehen Jahr für Jahr in die Milliarden.

Eine bis eineinhalb Milliarden Euro pro Jahr – nur für Ausgleichszahlungen an Strom, der da wäre, aber wegen fehlender Leitungen keine Abnehmer hat: Das ist viel Geld, das an anderer Stelle für die Energiewende fehlt und viel besser in dezentrale Energiesysteme investiert werden könnte – das fordern Trassengegner und Experten. Sie fürchten eine Stromlücke, wenn die konventionellen Kraftwerke bald abgeschaltet werden. Und die könne nur verhindert werden, wenn massiv in Solaranlagen auf deutschen Dächern investiert wird.

Ob und wie die Klimaziele der Politik in der BRD erreicht werden, weiß niemand.

Autoren: Sigrid Born, Jörg Hommer
Bildquelle: Unsplash/ Andrey Metelev

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Die vermeintliche Energiewende bedroht den bundesdeutschen Wald

Die vermeintliche Energiewende bedroht den bundesdeutschen Wald NAEB-Mitglied werden und NAEB-Rundbrief per E-Mail empfangen [2]

NAEB 2108 am 11. April 2021

Die bundesdeutsche Energiewende im Namen der Weltklimarettung führt zu immer schlimmeren Umweltzerstörungen. Nun sollen die mit Kohle betriebenen Heizkraftwerke der Gemeinden durch Anlagen ersetzt werden, die Biomasse als Brennstoff nutzen. Der Bedarf ist deutlich größer als die Menge an Biomasse, die nachwächst. Die Wälder verschwinden, wenn diese absurde Forderung durchgesetzt würde.

Die Gesetzgebung
Die Neufassung des Gesetzes für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz – KWKG 2020) ist wegen der Corona-Hysterie kaum beachtet worden. Es fördert und subventioniert die Umstellung von mit Kohle betriebenen Heizkraftwerken auf Biomasse als Brennstoff. Die Kohlenstoffdioxid (CO2)-Emissionen der Heizkraftwerke sollen durch CO2 aus Biomasse ersetzt werden, denn Regierung und Klimaschützer betrachten dieses CO2 als bedeutungslos für das Wetter.

Das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz 2020 listet auf 50 Seiten in 37 Paragrafen viele verwirrende Förderungen und Subventionen auf. Es wurde am 3. Juli 2020 vom Deutschen Bundestag beschlossen und am 21. Dezember 2020 nochmals bestätigt. Dies war notwendig, weil einige Punkte europäischem Recht widerprachen und noch geklärt werden mussten. Es war schnell mit heißer Nadel gestrickt worden.

Neben der Bundesregierung und den grün denkenden Bundestagsmitgliedern aus fast allen Parteien haben viele selbsternannte Klimaschützer das Gesetz gefordert und gefördert. Als wesentlicher Treiber agiert das Umweltinstitut München e.V., das mit dem Projekt „Bürgerbegehren Klimaschutz“ eine Bürgerbefragung zur kurzfristigen Stilllegung des Heizkraftwerks Stöcken in Hannover fordert.

Die Gruppe wird unterstützt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (adfc), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), changing cities, Gruppe 350 (eine US-Umweltorganisation), Klima-Allianz Deutschland, Greenpeace und Naturfreunde Deutschlands. Diese Organisationen, die weitgehend mit Spenden aber auch mit Zuschüssen aus Steuergeldern agieren, haben zusammen einen Jahresetat von weit über 100 Millionen Euro. Hier zeigt sich die Macht dieser Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs).

Profiteure
Das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz 2020 macht die schnelle Abschaltung der Heizkraftwerke attraktiv. Sie produzieren an der Rentabilitätsgrenze, weil die Strompreise an der Börse oft unter den Produktionskosten liegen. Ursache ist das Dumping des sogenannten regenerativen Stroms aus Wind, Sonne und Biomasse. Dieser vom Wetter abhängige und weder plan- noch regelbare Strom ist wertloser als der regelbare Kraftwerkstrom. Um den nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) hoch vergüteten „Öko-Strom“ loszuwerden, wird er unter den Gestehungskosten der Kraftwerke angeboten. Dieses Dumping bringt die Kraftwerke in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Der „Öko-Strom“ ist zweitklassig. Mit ihm allein gibt es kein stabiles Stromnetz. Dazu wird Grundlast und Regelstrom aus großen Dampf- und Gaskraftwerken gebraucht. Die Regierung will aber mit dem unzuverlässigen „Öko-Strom“ die ganze BRD versorgen. Das ist unmöglich und unbezahlbar. Es ist eine Täuschung der Bevölkerung. Der Stromverbraucherschutz NAEB bezeichnet diesen Strom daher zu Recht als FAKEPOWER (Fake = Täuschung).

Das EEG mit dem Fakepower-Dumping führt viele Kraftwerke in die Verlustzone. Umgestellt nach dem KWKG 2020, könnten die Heizkraftwerke durch erhöhte Subventionen und Zuschüsse wieder rentabel arbeiten. Wird das Werk mit Biomasse betrieben, winken Zuschläge auf den Börsenstrompreis bis zu 7 Cent/Kilowattstunde (ct/kWh). Darüber hinaus werden die Kosten der Umstellung oder eines Neubaus bis zu 250 Euro je Kilowatt Leistung bezuschusst. Das sind 25 bis 50 Prozent der Umbaukosten. Der Zuschuss wird mit jedem Jahr ab 2023 geringer. Das ist ein Anreiz, möglichst schnell auf Biomasse umzustellen.

Strompreise steigen
Mit der Aufgabe der kohlebetriebenen Heizkraftwerke, von denen viele alt und reparaturbedürftig sind, werden noch Entschädigungen nach dem Kohleabschaltgesetz fällig. So wird die Umstellung auf Biomasse als Brennstoff weitgehend vom Steuerzahler finanziert. Der Betreiber erhält dann für seinen Strom einen hohen Zuschlag auf die Börsenpreise. Diesen Zuschlag müssen die Stromverbraucher als Kraft-Wärme-Kopplungs-Kosten bezahlen.

Viele Gemeinden, die Heizkraftwerke betreiben, planen die Umstellung auf Biomasse als Brennstoff. Es scheint lukrativ zu sein. Gleichzeitig kann man sich als Weltklimaretter und Umweltschützer darstellen. Es muss aber gefragt werden: Ist eine solche Umstellung volkswirtschaftlich sinnvoll? Gibt es genügend Biomasse, um den Energiebedarf zu decken?

Biomasse als Brennstoff
Es ist sicher allen Beteiligten klar, dass nur nachwachsende Biomasse genutzt werden sollte. Sonst wären die Wälder bald abgeholzt und das Saatgut verfeuert. Es ist also die Frage zu klären: Wie viel Biomasse steht als Brennstoff zur Verfügung?

In der BRD verbraucht jeder Einwohner im Jahr rund 50.000 kWh Primärenergie. Das ist die Energie aus sechs Tonnen Steinkohle, fünf Tonnen Erdöl, 5.000 m³ Erdgas oder Biomasse von einem Hektar. Die BRD hat über 82 Millionen Einwohner und eine Fläche von rund 35 Millionen Hektar. Pro Hektar leben durchschnittlich mehr als zwei Einwohner. 32 Prozent der BRD sind Waldgebiete, 52 Prozent Ackerland und 13 Prozent Siedlungen. Das Ackerland wird weitgehend für die Nahrung der Menschen genutzt. Die Siedlungsflächen sind versiegelt und bringen kaum Biomasse hervor.

Als Brennstoff kommt daher fast nur Holz infrage. Mit dem nachwachsenden Holz aus den Wäldern könnte man etwa 15 Prozent des Energiebedarfs decken. Doch neben Brennholz wird auch Holz zum Bau von Möbeln und Häusern gebraucht. Holzhäuser werden von „Aktivisten“ als klima- und umweltfreundlich gepriesen. Rund 60 Prozent der gefällten Bäume dürften als Bauholz genutzt werden. Nach diesen Zahlen können die Wälder etwa 6 Prozent des Energiebedarfs liefern.

Diese Überlegungen stimmen weitgehend mit der Auskunft von Holzpellets-Produzenten überein, Heizungswärme könne in der BRD nur zu 5 Prozent mit Holz gedeckt werden. Dieser Anteil sei inzwischen erreicht. Holzpellets sind getrocknete und zu kleinen Kugeln oder Tabletten gepresste Holzspäne für automatisierte Heizungen.

Biomasse als Brennstoff ist Mangelware
Wenn zusätzlich Holz als Brennstoff genutzt werden soll, ruft die erhöhte Nachfrage Mangel hervor und führt zu einem Preisanstieg für Holzpellets. Es wird dann teuer für die Ideologen, die mit ihrer Pelletheizung Klima und Umwelt angeblich schützen und retten wollen.

Allein das Kraftwerk Stöcken in Hannover würde etwa 10 Prozent des in der BRD nachwachsenden Brennholzes verfeuern, wenn es ganzjährig mit voller Leistung läuft. Es dürfte daher unmöglich sein, großflächig die Heizkraftwerke auf Holzfeuerung umzustellen. Dies hat offensichtlich die Stadt Hamburg erkannt. Sie will das zu Anfang dieses Jahres abgeschaltete fast neue Kohlekraftwerk Moorburg, das auch große Teile Hamburgs beheizte, durch mit Holz betriebene Heizkraftwerke ersetzen. Aber das Holz dafür soll laut Pressemeldungen aus Namibia importiert werden. Das dürfte nur möglich sein, wenn Raubbau an den wenigen Bäumen in diesem trockenen Land mit großen Wüstengebieten betrieben wird.

Zurück zu bewährten Brennstoffen
Der Einsatz von Holz für Heizkraftwerke ohne Wetterbeeinflussungen und ohne Umweltschäden ist ein frommer Wunsch, der zu einer Unterdeckung des Energiebedarfs führt. Da Wind- und Solarstrom wetterbedingten Schwankungen unterworfen sind und selbst bei einer Verdreifachung in dunklen windstillen Zeiten versagen, werden für eine ausreichende Grundlast und zum Regeln der stark schwankenden Fakepower große Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke gebraucht. In Dunkelflauten gibt es keine Fakepower. Dann müssen die Kraftwerke bis auf den Strom aus Wasserkraftwerken und Biogasanlagen die gesamte Versorgung übernehmen.

Solange ein sicheres Stromnetz mit ausreichender Regelleistung existiert, ist teure und unzuverlässige Fakepower komplett entbehrlich. Mit den geplanten Abschaltungen der Kernkraftwerke und weiterer Kohlekraftwerke in den nächsten beiden Jahren ändert sich die Situation. Dann muss Regelstrom importiert werden oder es müssen Stromverbraucher abgeschaltet werden.

Trotz dieser eindeutigen Situation fordern die Umweltministerin Svenja Schulze, der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und sein Umweltminister Olaf Lies, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft und Grünen-Politikerin Kerstin Andreae und viele andere den schnellen weiteren Bau von Fakepower-Anlagen ohne Rücksicht auf Abstände zu Wohngebieten und Wäldern. Auch die Bergkämme der Wälder sind kein Tabu.

Der aktuelle Wohlstand bleibt aber nur erhalten, wenn weiterhin die Energieträger Kohle, Erdöl, Erdgas und Kernbrennstoffe genutzt werden. Nachwachsendes Holz verfehlt eine notwendige Energieversorgung bei Weitem. Eine erhöhte Nutzung von Holz führt in wenigen Jahren zum Kahlschlag bundesdeutscher Wälder. Es ist unverständlich, dass sich Umweltschutzorganisationen wie BUND und Naturfreunde für einen solchen Kahlschlag einsetzen.

Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel
Pressesprecher NAEB e.V. Stromverbraucherschutz
www.NAEB.info und www.NAEB.tv

[1] Bildquelle: StockKosh-forest-foggy-forest-i
[2] https://www.naeb.info/naeb7.htm

Wie nachhaltig sind Biomasse-Kraftwerke?

21. Februar 2019 | Addendum
Biomasse: Millionengrab oder nachhaltige Technologie?
https://www.addendum.org/news/biomasse-foerderungen/
Dass das jetzt abgedreht werden muss, nur weil wir es nicht wirtschaftlich betreiben können, das wäre doch schade, meint Michael Roselieb. Abgedreht werden soll sein Biomassekraftwerk. In ganz Österreich stehen insgesamt 47 Kraftwerke, deren Förderverträge schon ausgelaufen sind oder demnächst auslaufen, vor dem möglichen Aus. Der Grund: Der Bundesrat hat zum ersten Mal seit seinem Bestehen ein im Nationalrat beschlossenes Gesetz verhindert. Die SPÖ-Bundesräte stimmten geschlossen gegen die Ökostromnovelle. Es geht um 140 bis 150 Millionen Euro an Förderungen für Biomassekraftwerke für die nächsten drei Jahre.

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